Korn für Korn rieselte der Sand im Stundenglas des ersten Heerführers hinab. Jeden Morgen, zur selben Zeit, schob er den Stuhl an seinem Schreibtisch zurück und stellte sich an das offene Fenster um den Morgen zu grüssen und der aufgehenden Sonne seinen Respekt zu erweisen. Er hegte die vage Hoffnung, dass die Sonne im Gegenzug gleichwohl den Gefallen erwidern und seinen Tag segnen würde. Über Jahre hinweg begonnen sie die ersten Stunden gemeinsam und das Geschäft des Krieges lief ihm gut von Hand.
Doch wie es das Schicksal wollte sollte sich dies mit der Ankunft des jüngsten Sohnes aus der Familie von Trutz ändern. Geboren im Haus des Adels kennen es diese Kinder nicht anders, als das sich um sie herum alles fügt, wie es von Ihnen gewünscht wird. Dieser Junge hatte viel Gutes im Leben genossen. Es begann mit der besten Amme, die man im Land finden konnte, über die feinsten Kleider aus dem Süden und gipfelte wohl mit dem Versprechen seines Vaters seine Liebe frei wählen zu dürfen, denn nur die beiden älteren Söhne mussten eine reiche Mitgift heiraten. So wogte sein Leben dahin wie der Trutzer See, reich und voller Fisch, für ungeübte Segler beherrschbar, ohne jegliche Wildheit. Niemand konnte sagen was seinen Charakter so sehr verdarb, dass er glaubte über Untergebene gebieten zu können wie der Ganter über die Enten. Seine Hebamme sollte später sagen er wurde so geboren, voller Missgunst und Hass im Herzen, ohne die Freuden des Lebens annehmen zu können. Wäre er doch nur gleich ertränkt worden, wie so viele vor ihm.
Nun möchte ich Euch erzählen, was geschah als dieser unglückbringende Sohn am frühen Morgen in vollkommener Dunkelheit seinen Fuss auf die Schwelle der Kaserne setzte und seine Faust auf dem rauhen Holz der eisenbeschlagenen Tür ein ums andere Mal niedergehen lies.
Des Schlafes beraubt schlich der alte Heerführer zur Tür und wurde umgestossen, als die Tür aufgedrückt wurde und der junge Adlige an ihm vorbei rauschte. Der Heerführer folgte und erstattete Bericht, ohne den Sohn zufriedenstellen zu können. Jede Antwort zeitigte mehr Fragen und jede Frage, die neu gestellt wurde, entlarvte das Kind des Barons als fehlbar und in den Kriegskünsten ungeschult. Worte des Streits und der gegenseitigen Anschuldigung drangen an die Ohren der jungen Soldaten, die ihre Patrouille auf dem Vorhof drehten.
Der alte Heerführer hatte genug von den Vorschlägen, hätten sie doch nur das Leben guter Männer vergeudet. Er beachtete seinen Gast nicht weiter und öffnete die Fenster um durch zu atmen und wie jeden Tag die Sonne zu begrüssen. Hinter ihm kochte der Baronssohn vor Wut und zog seinen Dolch, um den Heerführer den Respekt zu lehren, den er verdient zu haben glaubte. Die Sonne war bereits aufgegangen und der Heerführer seufzte als er merkte, dass er es am heutigen Morgen versäumt hatte, den Gruss zu entbieten. Es schmerzte ihn so sehr als er seines Fehlers gewahr wurde, dass er das Eindringen des Dolches kaum noch bemerkte. Dann hauchte er sein Leben aus, während sein Mörder die Sonne grüsste.
Es kamen Jahre in denen wir Kampf um Kampf verloren, denn nicht jede Geschichte kann gut enden. Vor allem dann nicht, wenn ein solches Kind sein Unglück in die Welt getragen hat.